Karen Wittstock
"Trouble in Paradise"
Ende September 2014 sah ich Bilder der Londoner Malerin
und Druckgraphikerin Ute Haring, die ihr Engagement zeigen, auch ihr Gespür
für die Widersprüche der von Menschen produzierten menschlichen,
nämlich sozialen und ökologischen Katastrophen unserer Zeit.
Eines davon, dessen "Thematik" unschwer als "afghanisch" erkannt wird,
nennt sie: Trouble in Paradise, übersetzbar als Unruhe, Probleme,
Durcheinander, als "schlimme Zustände im Paradies". 2014 war
dieses Bild, neben anderen Bildern der Künstlerin, in der CAS-Ausstellung
in München zu entdecken. Diese Arbeiten konnten und sollten wohl auch
zu denken geben, zu neuen Sichtweisen, unbequemen Einsichten Anlaß
sein. Mithin nachdenklich machen, vielleicht auch: provozieren.
Ute Haring, Trouble in Paradise, Öl auf Leinwand, 2014
Wieso? – kann der Betrachter, der das Bild
"Trouble in Paradise" sieht und damit an Afghanistan, seine Mohnfelder,
an Drogen und Krieg denkt, sich fragen – wieso eigentlich
"Paradies"? Und er kann dann auch, irritiert, denken: ich will das alles
gar nicht zur Kenntnis nehmen, diese Irritation der Kombination von Schönheit
und Bedrohlichem, die das Bild realisiert; das stört mich bloß.
Was geht mich eigentlich Afghanistan an?
Ja, bestimmt kann der Betrachter so reagieren – denn Afghanistan,
das ist weit, weit, weg, nicht wahr? Auch wenn da deutsche Soldaten sterben.
Nur deutsche? Und nur Soldaten? Warum überhaupt sind sie da? Weil,
wie ein einstiger Minister – Herr Scharping, damals noch für die Armee
zuständig – sagte, unsere Freiheit werde "am Hindukusch"
verteidigt? Oder weil, wie es ein Bundespräsident – Herr
Köhler, vormals beim IWF – mit ähnlich schöner
Offenheit sagte, wir weltweit unsere ökonomischen Interessen wahrnehmen
müssen? Wobei er übrigens ganz deutlich werden ließ sie,
was das bedeuten kann, ja heute bedeuten muß: nämlich dies,
daß die wirtschaftlichen und politischen "Eliten" hierulande (ähnlich
wie in Japan) längst abgerückt sind vom in der Verfassung
festgeschriebenen Verbot von Angriffskriegen. Herr Köhler zeigt, ebenso
wie Herr Scharping, daß man bereit ist, wirtschaftlichen Interessen
der Mächtigen mit schnellen Eingrifftruppen, durch signalisierte
Betreitschaft zu weltweiten Interventionen, und somit nicht bloß
durch "sanften" politischen Druck, sondern eben auch militärisch Geltung
zu verleihen. Daß die beiden Herren das so offen zum Ausdruck brachten,
war dann der Hauptgrund dafür, daß beide geschaßt wurden.
Sie arkulierten, was Konsens war, in den Reihen der Mächtigen in Davos
und anderswo, was aber die politische Klasse geschickter zu verklausulieren
und für die breite Öffentlichkeit annehmbarer zu verpacken hat
als es die Geschaßten konnten.
Militärischer Interventionismus in Afghanistan aus
ökonomischem und geostrategischen Interesse – weitgehend, aber vielleicht
eben nicht nur, im Schlepptau der USA: ging es darum von Anfang an, im
neuen Millenium? Sind die seltenen Erden des westasiatischen, an
Pakistan und Zentralasien angrenzenden Landes, von denen westliche Experten
seit jetzt bereits rund dreißig Jahren wissen, so viel wert? War
das in Zentralasien geförderte oder noch zu fördernde Öl
der Regionen am Kaspischen Meer so interessant? Waren auch wir eine "interessierte
Partei, damals, während der "Römerbergs- Gespräche" mit
den Abgesandten der Taliban, jenen in der Nähe von Bonn anberaumten
diplomatischen Verhandlungen, bei denen es nicht um Gespräche, sondern
um "arm twisting" (das Verdrehen der Arme auf den Rücken, ein gängiger
Begriff in der Sprache amerikanischer Politiker) ging, und die mit offenen
Drohungen der US-Diplomaten an die afghanische Adresse endeten? Das war
kurz vor ZWÖLF, fast high noon, nine eleven, also kurz vor jenem merkwürdigen
11. September 2001, und somit zu einem Moment, als es noch um die Pipeline
an den Persischen Golf, quer durch Afghanistan ging, und darum, ob Rumsfelds,
Cheneys, Karzais Unocal den Zuschlag bekommt oder ein argentinisches
Konsortium.
Was wissen wir eigentlich von den wirklichen Gründen,
um derentwillen "wir" (die wir in Wahlen Entscheidungen der Machtzirkel
absegnen) es legitimieren, daß "wir" mit der Bundeswehr, der deutschen
Armee, in Afghanistan sind?
Was wissen wir von Afghanistan, dem Land, durch das in
den sechziger Jahren die Hippies zogen, nach Bamyan: oft gastfreundlich
aufgenommen von bärtigen Bauern und ihren Familien, um Tee zu trinken,
von ihrem kärglichen Essen zu kosten, ja satt zu werden, was selbst
damals schon nicht allen Kleinbauern im Lande gelang. Aber die traditionellen
Gebräuche, "Gesetze der Gastfreundschaft", verlangten, den Fremden
einzuladen, das, was da war, an Essbarem, mit ihm zu teilen. Die Hippies
kamen, um weiter zu ziehen – nach Indien, nach
Nepal. Die Bauern blieben in ihren im Winter schneeigen, im Sommer fast
unerträglich heißen Dörfern zurück, in einer Landschaft
grüner Flußtäler, schön wie ein Paradies, die Felder
eingerahmt von kargen Berghängen, staubigen, von dürrem Gras
bedeckten Weiden für die Schafe.
Die Zeit, als die Hippies kamen und bestaunt wurden, weil
sie den Geruch fremder Länder mit sich brachten, sind vorbei. Seit
mehr als drei Jahrzehnten durchzieht Krieg dieses Land, einer, der als
Bürgerkrieg begann und der zum Interventionskrieg wurde: das Land
– Spielball der Anderen, zuerst im Ost-West Konflikt, dann im Nord-Süd-Konflikt,
der die Mächtigen der USA aufgestellt sieht gegen "alle im Süden",
in einem von ihnen heraufbeschworenen und nach Kräften forcierten
sogenannten Krieg der Zivilisationen, was nichts anderes als ein legitimatorisches
Etikett ist, für eine neokolonialistische Strategie.
Und so gibt es den Krieg in dem armen Land, mit all seinen
Folgen.
Was wissen wir eigentlich vom Hunger in Afghanistan, dem
nach ausreichender Nahrung, aber auch nach unzerstörten Wohnungen,
nach Freiheit von Angst vor nächtlichen Angriffen und Erschießungen,
ausgeführt von "unseren" Todesschwadronen, westlichen sogenannten
Spezialeinheiten?
Oder von den Effekten des "Abwehrkampfs" der extrem konservativen,
sozial rückwärts gewandten Taliban, und den psychischen Auswirkungen
ihrer Hinrichtungen von "Kollaborateuren" und von Menschen, die sie der
"Blasphemie" und des "unsittlichen Lebenswandels" verdächtigen? Ja,
dafür sind sie verantwortlich, und die westlichen Medien, welche dieselbem
Leute einst als Freiheitshelden im Kmpf gegen den (tatsächlichen)
sowjetischen Interventionismus feierte, findet nun, daß sie das absolute
Böse verkörpern: Sie, die einzigen, die nicht im Sold der Fremden
stehen in Afghanistan; sie, die sich als Verteidiger des kulturellen
Erbes der afghanischen Bevölkerung und als Verteidiger der afghanischen
Unabhängigkeit gegen den westlichen Neokolonialismus aufspielen. Letzteres
– von nicht allen Afghanen geliebte Verteidiger einer infragegestellten
Souveränität des Landes – sind sie ohne Zweifel: daher auch
der weitgehende Rückhalt in einer von Krieg, Taliban-Terrorismus,
und amerikanischen, aber auch deutschen, britischen und französischen
"Counterinsurgency"-Praktiken zunehmend demoralisierten Bevölkerung.
Sich als Verteidiger der afghanischen Kultur oder Kulturen zu generieren,
ist eine Anmaßung: Die Taliban verkörpern ohne Zweifel nur die
quasi-feudalen, patriarchalischsten, reaktionärsten – die nahezu
"toten", d.h. anachronistischsten, doch leider immer noch virulenten –
Bestandteile der soziokulturellen Traditionen des Landes. Genau das war
der Grund, warum sie der US-Regierung so willkommen waren, als Bundesgenossen,
in den 1980er Jahren.
Heute, in den Tagen der Charlie hebdo-Attacken
auf die Gefühle der in Frankreich lebenden Menschen mit magrebinischem
und türkischem soziokulturellen background – viele von
ihnen leben ja schon in dritter oder vierter Generation in diesem Lande,
oft abgeschoben in die banlieues der Großstädte, ins
Elend – ist der Krieg in Afghanistan, der auch als "beendeter" andauert,
ein auslösender Faktor für Identifikationen der "Verdammten dieser
Erde" im Zentrum des Weltsystems (wenigstens, soweit sie muslimisch geprägten
"Migranten-Milieus" angehören) mit den Verlorenen der sogenannten
Dritten Welt.
Dieselbe soziopsychologische Dynamik findet übrigens
auch Nahrung durch andere Konflikte, das ist klar, darunter gewiß
der Konflikt in Israel/Palästina. Für Menschen, die in einer
islamisch geprägten Kultur groß wurden, liegt es nahe, daß
die vom Westen nach Afghanistan und Palästina – also in muslimische
Länder – getragenen Konfikte bei ihnen nicht nur nationalistische,
sondern ebenso religiös gefärbte Gefühle auslösen.
Und es ist eben dieses Gemisch von politischer, oft nationalistisch gefärbter
Betroffenheit und spontaner Solidarität mit Angehörigen der eigenen
Glaubensgemeinschaft (die man übrigens auch bei "Christen" findet),
welche zur Entstehung eines "politischen Islam des späten 20. Jahrhunderts"
beitrug, der sich mehr und mehr radikalisierte, und der um so mehr Rückhalt
in den Ländern des Mittleren Ostens und unter den Migranten in Europa
fand, je mehr die arabische Linke als Trägerin radikalen Widerstands
durch nahöstliche und nordafrikanische Diktaturen, die Militärdiktatur
in Pakistan, den CIA und die konservativen israelischen "Machteliten" marginalisiert
und sogar weitgehend zerstört wurde.
Wer sich heute im Westen über den extrem widersprüchlichen,
starke reaktionäre Elemente inkorporierenden politischen Islam
und
seine militaristischen bzw. terroristischen Ableger beklagt, sollte nicht
vergessen, daß daß vor allem die Interventionen des Westens
im Mittleren Osten und Westasien zu seiner Entstehung beitrugen und daß
auch der Westen vor Formen des Staatsterrors (etwa in Gestalt der Bombenanschläge
in italienischen Städten wie Bologna, in Form der vom Weißen
Haus unterstützten Contra-Operationen in Nicaragua, El Salvador und
Guatemala, oder in Gestalt der CIA-unterstützten Operación
Condor) nicht zurückscheute. Aber auch der Rassismus und die Diskriminierung,
der Generationen von "Immigranten" in Europa ausgesetzt sind, denen noch
in der vierten Generation die Anerkennung als Franzose, als Deutscher,
oder auch Brite "wie jeder andere" von großen Teilen der
Öffentlichkeit, einschließlich vieler Angehöriger der Polizeikräfte
und der öffentlichen Verwaltungen verweigert wird, schafft einen Nährboden
für ein Denken und Handeln, das als Trotzreaktion, als "backlash"
wirken muß.
Die Anschuldigungen der europäischen Rechten, die
"Ausländer" (die, wie gesagt, zum Teil in der dritten oder
vierten Generation in der EU leben, also oft hier geboren, hier
aufgewachsen sind) seien kriminell, trägt zur rassistischen Ausgrenzungspraxis
bei: der real existierende Kapitalismus in der EU verstößt –
bei um die 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit (der 14 bis 25jährigen)
– zunehmend sogenannte "einheimische" junge Leute ebenso wie solche
mit "Migranten- Hintergrund" in schlechtbezahlte Minijobs und den informellen
Sektor, wenn es um Broterwerb geht. Oft auch in die völlige Abhängigkeit
von Sozialleistungen. Und das Faktum, daß die Einkommen damit minimal
sind ("zu viel zum sterben und zu wenig zum leben") trägt offensichtlich
in einer "Konsumgesellschaft" fast zwangsläufig dazu bei, daß
viele perspektivlose junge Menschen, unabhängig davon, ob ein "Migrantenhintergrund"
gegeben ist, Drogenkonsumenten werden und zugleich damit in die Kleinkriminalität
abrutschen. Diese "Kleinkriminellen-Karrieren", Drogensucht, Verwahrlosung,
und die Hilflosigkeit der älteren Generationen der Migranten führt
ihrerseits fast zwangsläufig zu Verurteilungen dessen, was jetzt als
Resultat "westlicher Dekadenz und Immoralität" beurteilt wird, Phänomene
oder Tendenzen, welche (so glaubt man nun) die der Tradition entglittenen
Jungen "anstecken". Die Rückwendung zu eigenen Traditionen und ihren
rigidesten Auslegungen wird dadurch forciert.
Es ist bemerkenswert, daß zwei zentrale Verbündete
der US-Regierung im Mittleren Osten, Saudi-Arabien und Katar, die Hauptakteure
sind, wenn es um die Finanzierung der ideologischen Verbreitung der reaktionären,
zum traditionellen Volks-Islam querstehenden Variante des Islam – den politischen
Islam in seiner wahabitischen oder salafistischen Gestalt – geht. Der Kampf
um Einfluß auf die arabischen Massen wird nicht nur auf ideologischem
Terrain geführt: je mehr die Massen unter den Konsequenzen der internationalisierten
ökonomischen Krisen leiden, die in immer schnellerer Folge und in
immer schärferer Form die Armen dieser Welt heimsuchen, um so mehr
gewinnen soziale, an konkrete Moscheen in den Vierteln der verelendeten
Massen gekoppelte Programme der "Islamisten" an Bedeutung und werden zum
erfolgversprechenden Instrument im Ringen um Einfluß auf die Menschen.
Die Bilder, welche die Medien zeigen – von
Gefolterten in Abu Ghraib,
von Aerosolbomben abgeworfen in Afghanistan, von Dronenangriffen
in Pakistan, von den über Häusern in Gaza explodierenden Phosphorbomben
– tun ein übriges. Gefühle und Einschätzungen werden
erzeugt, die ihre Quelle in der Perzeption des Worte und Taten eines nicht
ganz zu Unrecht als "Block" gesehenen Westens haben, der den arabischen
bzw. muslimischen Ländern imperial gegenübersteht, der erniedrigt,
verweigert und der zugleich mit gespaltener Zunge zu sprechen scheint,
wenn er Frieden in Israel / Palästina und Rechte der Palästinenser
befürwortet, aber nichts davon praktisch einlöst, oder wenn er
– d.h. seine Regierungen, seine Sprecher und Ideologen, in seinen
Medien – die Demokratie als Modell preist, aber mit den Diktatoren
faktisch paktiert.
Je mehr aber nun eine Anzahl der Gedemütigten und
Geschlagenen in den arabischen bzw. muslimischen Ländern und in den
nordafrikanischen, türkischen, und pakistanischen Migrantenmilieus
Westeuropas in suizidaler Verzweiflung und angetrieben vom Wunsch, auf
fraglos bestehende Verletzungen zu antworten, mit einer gleichsam suizidalen
und ohne Frage auch (in Bezug auf die Verbesserung ihrer realen Lage) kontraproduktiven
individuellen und Kleingruppen-gestützten Gewalt antworten, um so
mehr wird der latente wie auch der offen aggressive Rassimus und
das viele vorhandene Differenzen zwischen politischen Milieus und Klassen
in den Hintergrund drängene Gefühl des Bedrohtseins (durch
auf "die Fremden" projizierte "Merkmale") im Westen forciert. Und um so
mehr wird weltweit das befördert, was es zu vermeiden galt:
daß
an die Stelle der sozialen Konflikte, der Konflikte zwischen sozialen Klassen,
welche bislang im Westen durch den Reformismus "linker" Demokraten (in
den USA) und liberaler "Sozialdemokraten" (in Europa) entschärft wurden,
während in Ländern wie Marokko, Tunesien und Ägypten die
Repression des Staats für soziale "Ruhe und Ordnung" bei politischer
Grabesstille sorgte, tatsächlich ein ideologischer, also bewußtseinmäßiger
Kampf der Kulturen tritt, der die wirklich stattfindenden und die bislang
nur potentiellen, aber sich bereits abzeichnenden Klassenauseinandersetzungen
in den Hintergrund schiebt und klassenübergreifend einen Konsens erzeugt:
im Westen genährt von der Angst der Massen vor "islamischen"
bzw. "islamistischen" Migranten und "ihren Terroranschlägen"; im Mittleren
Osten angeheizt durch das geschärfte Bewußtsein all jener Verletzungen,
welche "alle Araber und Muslims" gleichsam "immer schon" vom Westen zu
befürchten hatten und einstecken mußten.
Letzteres ist zweifellos ein pauschalisierende Sicht,
welche – so lange sie auf die eigenen Niederlagen fokussiert bleibt – die
Phasen arabischer bzw. osmanischer militärischer Expansion verdrängt.
Werden diese Phasen aber nicht verdrängt, so werden gerade sie
– wie man inzwischen sieht – zu Paradigmen eines Widerstands, der sich
einst Kreuzzügen erfolgreich entgegenstellte und der heute den westlichen
Kulturimperialismus, die medial gestützte diskursive Hegemonie des
Westens zerbrechen und die tatsächlichen Attacken auf ökonomischem
und militärischem Terrain in die Schranken weisen soll.
Das letzteres derzeit ein fast aussichtsloses Unterfangen
ist, unterstreicht die ideologische Natur des politischen Islam als Ausdruck
einer kulturellen Resistance weitgehend rückwärts gewandter Prägung.
Aber - wie schon gesagt: Wie in einem Ping-Pong Game
ist diese ideologische Antwort auf die westliche Dominanz vom Westen, von
seinen herrschenden Klassen oder ihren Strategen, gewünscht und provoziert.
Die westliche Form der klassenübergreifenden Konsenbildung im krisengeschüttelten
realen Kapitalismus, und die gesellschaftspolitische Verteidigung von Zuständen
zunehmender Verelendung von Teilen der Massen auch in den "reichen" Zentren
des Weltsystems funktioniert nicht mehr ohne das Heteroimage des feindlichen,
zutiefst bösen "Anderen". Dafür nimmt man auch terroristische
Anschläge Einzelner und kleiner Gruppen in Kauf. Würden sie ausbleiben,
müßten die Regierungen und ihre "Dienste" sie provozieren oder
auch – gegebenenfalls – selbst produzieren. Bologna läßt grüßen:
Die Untersuchungs- Berichte italienischer Parlamentskommissionen haben
das gezeigt.
Und so stellt sich am Schluß dieser Reflexion, die
ein Bild der Künstlerin Ute Haring auslöste, eine weitere Frage:
Was, wenn inzwischen auch die "reiche Welt", wenn West-, Mittel- und Süd-Europa
sowie die USA inzwischen ein "Paradies" sind, das in trouble ist: ein Zentrum
des Weltsystems, heimgesucht von der Instabilität und den Tendenzen
des Chaos, die diverse US-Regierungen so erfolgreich in Afghanistan, Pakistan,
in arabischen Ländern, in Westafrika, Somalia, dem Kongo, aber auch
in Ländern südlich des Rio Grande verbreiteten...
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