29.06.2010 18:44 Uhr
An einem ganz besonderen Ort
Von Michael Kleinherne
Andreas Weiland las Lyrik in der
Michaelskapelle im südlichen Domturm.
- Foto: mkh
Eichstätt (mkh) Zur dritten Lesung im Rahmen
des Kunstprojekts "Zeit – Wege, Himmel – Pfade" war wiederum ein ganz besonderer
Ort gewählt, der normalerweise nicht offen zugänglich ist.
In der Michaelskapelle im südlichen Domturm las der
Dichter Andreas Weiland aus dem westfälischen Enger "7 gedichte" zu
"höhle, himmel, haus, berg, pfad, fluß, wald". So lautet auch
der Titel der handgedruckten Mappe mit eben diesen Texten, welche begleitend
zum Projekt erschienen ist. Außerdem trug Weiland weitere lyrische
Texte vor, die er in engem Bezug zu Ort und Thema des Kunstprojekts geschrieben
hat. In filigran formulierten Gedichten umkreist Weiland die Begriffe,
welche das Kunstprojekt betiteln und auf den ersten Blick teils mystisch
oder irrational erscheinen, wie er selbst kritisch anmerkte, mittels eines
assoziativen Verfahrens. Er überblendet Historisches mit Politischem,
synthetisiert örtlich und zeitlich Gegebenes mit subjektiv Erfahrenem.
Er erzählt vom "Schneckenhaus" der Kindheit, geißelt die "Kloake
Hollywood" und lässt "Engel überwintern in U-Bahn-Schächten
New Yorks". Weiland, der viele Jahre als Universitätsdozent für
Literatur gearbeitet hat, versucht in seiner Lyrik, die Widersprüchlichkeit
dieser Begriffe auszuloten, ihnen etwas entgegenzusetzen. Wobei er – bei
allem persönlichen Widerstand gegen das vorgegebene Thema und dessen
vorgebliche Irrationalität – auf ähnlich irrationale und emotionale
Weise dagegenhält. Denn da ähnelt das Vorgehen des Dichters dem
des Mystikers.
"Ich wollte polemisch dagegen halten, doch es kam anders",
berichtete Weiland dann auch beim Abschlussgespräch des Projektes
am folgenden Abend im Garten hinter dem Chor der Schutzengelkirche. Dort
hatten sich noch einmal Beteiligte und Kunstinteressierte zusammengefunden,
um in entspannter Runde Bilanz zu ziehen. Neben Gesprächsrunden, Lesungen,
Ausstellungen und Filmen trafen besonders die Führungen auf reges
Interesse. Rudolf Wittmann hatte hier am frühen Sonntagnachmittag
fachkundig und engagiert durch den Dom geleitet, wo er so manches Detail
zeigte, welches auch häufigen Dombesuchern bisher entgangen sein mag.
Projektband und Gedichtmappe sind in den Eichstätter Buchhandlungen
erhältlich. Die Ausstellung "Dachstuhl, Engel, Voluten" mit Fotografien
von Christof Cebulla aus der Schutzengelkirche ist in der Ostenstraße
2 täglich bis zum 3. Juli geöffnet.
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